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Der Fall Yps – eine kleine Erfolgskontrolle

Das gute alte Yps-Heft ist wieder da und die Never-Ending-Story des immer oft totgesagten Magazins geht inzwischen in die vierte Runde. Nach der Einstellung 2000 und der Reanimation 2005/06, den Iphone-Apps 2009/10 kehren das karierte Känguru und seine Freunde als 100-Seiten starke Zeitschrift für Erwachsene zurück. Immerhin sollte damit aus einem ehemaligen Kindermagazin ein Heft für Erwachsene, die früheren Leser der Zeitschrift werden. Das kann man wohl als nicht ganz einfaches Unterfangen einstufen.

Doch bereits im April dieses Jahres landete der Egmont Ehapa Verlag (Herausgeber von Yps) einen kleinen Coup und lancierte erste Infos zum Launch und der Repositionierung des Klassikers. Die Zielgruppe war in diesem Fall klar die Community der Werber. Eine Aktion, die sich mit z.B. Automobil-Anzeigen von Daimler (mit MacGyver!) und BMW-Mini im Magazin positiv niederschlug.

Im August wurden dann erste Seiten des neuen Yps präsentiert. Die Social-Media-Kanäle liefen heiß. Hatte die Facebook im Januar 2012 noch 30.000 Fans, schnellte diese Zahl nun bis zu über 60.000 hoch. Dabei hielten sich die Aktivitäten dort in Grenzen. Eine Aktivierung der Fans, also der Käufer gab es aber doch. So konnten via Facebook Kleinanzeigen aufgegeben werden, die tatsächlich Einzug ins Magazin fanden.

Kurz vor dem Launch im Oktober kam es dann zum eigentlichen Knüller. Ein kleiner Medienskandal ergab sich oder wurde initiiert. Man hatte Details des Heftes vorab per Pressemitteilung mit Sperrfrist versendet. Offenbar hatte sich die Redaktion von bild.de allerdings nicht daran gehalten und vorzeitig das (zu erwartende) Yps-Gimmick, die Urzeitkrebse verraten. So purzelten Stück für Stück schon weitere Infos durch das Netz und am Tag der Erstauslieferung des Heftes waren alle potentiellen LeserInnen bestens im Bilde, was sie von dem Heft zu erwarten hätten.

Ebenfalls zum Start des neuen Heftes wurde der Werbespot über TV und Onlineportale platziert, die Nachrichtenagenturen waren mit Videointerviews und O-Tönen des Chefredakteurs Christian Kallenberg bestens versorgt. Die Medienmagazine, wie Kress und Meedia, beglückten mit polarisierenden Kritiken.

Der Erfolg blieb für den Egmont Ehapa Verlag nicht aus. Schon am zweiten Tag konnte auf Facebook von ersten Ausverkäufen berichtet werden. Selbst Newsportale, wie spiegel.de, nahmen sich des Themas an. Der Run auf die Restbestände begann und über die sozialen Netzwerke wurden die Gerüchte um den möglichen Ausverkauf weiter angeheizt.

Dabei dürfte sich der Verlag einen recht simplen Umstand zu Nutze gemacht haben. Yps ist eine klassische westdeutsche Marke. Allein in Berlin und den ostdeutschen Bundesländern müssten schnell keine Hefte mehr vorrätig gewesen sein, weil sicherlich nur geringe Stückzahlen ausgeliefert wurden. Im westdeutschen Bundesgebiet hingegen dürfte die Versorgung deshalb überschaubar gewesen sein, da der Verlag mit einer eher geringen Auflage von 120.000 Stück an den Start gegangen war. In den Kiosken und Supermärkten können also nur wenige Exemplare pro Verkaufsstelle gelegen haben.

Der Umstand des mutmaßlichen Ausverkaufs wurde aufs Neue offiziell kommuniziert und mit weiteren Fakten angereichert. So wurde knapp eine Woche nach der Veröffentlichung mit dem Hinweis auf den großen Erfolg die Ipad-Version des Magazins angekündigt und als digitales Gimmick noch ein kostenloses Iphone-Spiel draufgegeben. In der dazu gehörenden Pressemitteilung weißt Verlagsgeschäftsführer Ulrich Buser auch noch geschickt auf die nächste Ausgabe in sechs Monaten hin.

Ganz neidlos kann man hier also anerkennen: Die Erstausgabe des Yps-Heftes für Erwachsene war ein Erfolg. Ob sich dieser wiederholen lässt, muss man abwarten. Zeit für eine gute, zweite Ausgabe bleibt. Wir sind mindestens gespannt.

+ Bonustrack +

Beim wiederholten Durchblättern ist mir noch ein interessanter Punkt aufgefallen. Die Redaktion hat einen bekannten Protagonisten der Yps-Fanszene und potentiellen Kritiker in die Produktion des Heftes eingebunden. Dominik Scherer, Betreiber der erfolgreichsten Yps-Fanseite, stellte für die neue Ausgabe die Geschichte des Heftes seit seiner Gründung zusammen.

Über den Autor: Jens Stoewhase ist verantwortlicher Redakteur für medienrot.de und Geschäftsführer der Rabbit Publishing GmbH, die dieses Onlinejournal im Auftrag der Landau Media GmbH betreibt. Bis Ende 2011 betreute er selbst u.a. die digitalen Aktivitäten von Yps. Stoewhase arbeitete vorher jahrelang für den Onlinebereich der TV-Serie „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“, entwickelte Konzepte für digitale Angebote im Entertainmentsegment und setzte zahlreiche davon um.